Jürgen Klodt von der Handwerkskammer Münster öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Tischlerhandwerk |
Handwerklich gefertigte Außentüren / Holz-Haustüren |
Problem Immer
wieder ist zu beobachten, dass die Türdichtungen nicht vollständig am
Türflügel oder am Türrahmen anliegen. Daraus resultiert in vielen Fällen,
dass die Schließvorgänge auch schwergängig sind. Welche
Ursache ruft dieses negative Erscheinungsbild auf? Wer
ist dafür verantwortlich? Wo
enden die zulässigen Toleranzbereiche? Allgemeines
über Außentüren: Zu den außergewöhnlich stark beanspruchten Türelementen gehören Türblätter und Zargen, die im Außenbereich zum Einsatz kommen wie Außentürrohlinge und Laubeneingangstüren. Die mechanischen und hygroskopischen Belastungen sind dort außerordentlich hoch. Die Türkonstruktion muss Temperaturunterschieden von –15 °C im Winter bis zu 70 °C im Sommer bei direkter Sonneneinstrahlung gerecht werden und ist extremen Luftfeuchtigkeitsdifferenzen ausgesetzt. Außentüren werden nach den aktuellen Normen, Prüfkriterien und Erkenntnissen im Bereich von Außentüren konstruiert und geprüft. Sie werden nach DIN EN 1121 in den Klimakategorien C, D und E erfolgreich geprüft.
Sollten
diese Werte in Einzelfällen wie z. B. in einem besonders starken Winter
überschritten werden, führt dies nicht zu einer bleibenden Schädigung
der Tür, sondern lediglich zu kurzfristigen Verformungen, welche sich
bei einer Wiedereinstellung des normalen Klimas aufgrund von
Klimaschutzplatten und Metallstabilisatoren zurückbilden. Der thermisch
getrennte metallverstärkte Stabilisator trägt zu einem erhöhten
Stehvermögen der Türblattkonstruktion bei und vermeidet weitgehenst
ein Durchbiegen der Tür. Der Stabilisator wird speziell nach statischen
Gesichtspunkten im Hinblick auf ein hohes Widerstandsmoment konstruiert
und gefertigt. Diese Eigenschaften werden nicht durch Temperatur oder
Feuchtigkeitseinflüsse beeinträchtigt. Die thermische Trennung
verhindert Wärmebrücken und damit auch die dann zu erwartende
Tauwasserbildung auf der Türblatt-Oberfläche. Holz
ist ein hygroskopischer Werkstoff. Das heißt, von einem Holzwerkstoff
wird Wasser aus der Umgebungsluft aufgenommen und wieder abgegeben.
Erfolgt dieser Vorgang unsymmetrisch, zum Beispiel im Herbst bei
trockener relativer Innenraum und hoher Außen-Luftfeuchte, führt dies
zu starken Spannungen innerhalb der Türblattkonstruktion und damit zu
einem Verziehen der Tür von mehreren Millimetern. Diese aus Aluminium
gefertigte Klimaschutzplatte versiegelt die Oberfläche vor
eindringender Luftfeuchtigkeit und bewirkt damit ein optimales Stehvermögen
in Bezug auf hygroskopische Belastungen aufgrund hoher relativer
Luftfeuchtigkeits-Differenzen. In
Hinblick auf die Energie-Einsparverordnung werden besondere
Anforderungen an Fenster und Außentüren gestellt. Bei einem
Niedrigenergiehaus zum Beispiel dürfen bestimmte Werte hinsichtlich des
Wärmeverlustes nicht überschritten werden. Dabei ist es wichtig, dass
jedes Bauteil ein Optimum an Wärmedämmung gewährleistet. Der
Wärmedämmwert der Wohnungsabschlusstüren / Außentüren wird nach EN
ISO 10211 ermittelt. Daraus ergibt sich der so genannte UD-Wert.
Der UD-Wert oder früher k-Wert gibt den Wärmeverlust in
Watt (W) pro Fläche (m2) und Temperaturdifferenz (K=Kelvin)
an. Je höher der U-Wert um so höher der Wärmeverlust. Je niedriger
der U-Wert, umso besser ist die Wärmedämmung der Konstruktion. Die
UD-Werte der Außentürelemente werden für das komplette
Element, d.h. Türblatt mit Blockrahmen und Wandanschluss ermittelt und
entsprechen somit den tatsächlich erreichten Werten der
betriebsfertigen Tür. Außentüren
werden grundsätzlich mit Leimen der Kategorie D 4 nach DIN EN 204
verklebt. Diese Leime verhindern eine Auflösung der Leimfuge und damit
die Ablösung der Deckplatte auch unter Witterungseinfluss. Dies befreit
allerdings nicht von einem angemessenen Oberflächenschutz.
Prüfungsgrundlage: Bei
der Prüfung auf Fehler ist die visuelle Draufsicht auf die
endbehandelte Beschichtungsoberfläche maßgebend. Die Prüfung wird in
der Regel in einem Abstand von ca. 1m zur betrachtenden Oberfläche aus
einem Betrachtungswinkel, der der allgemein üblichen Raumnutzung
entspricht, vorgenommen. Geprüft wurde unter Lichtverhältnissen, die
denen des diffusen Tageslichts entsprechen Die
wesentlichste Anforderung und der oberste Maßstab, der an Türen
gestellt wird, ist die einwandfreie Funktionserfüllung der Tür. Das
bedeutet, dass die gestellten Anforderungen des Auftraggebers an
Schallschutz, Rauchschutz, Dichtschutz oder Einbruchhemmung einer Tür
auch von der verformten Tür erfüllt werden müssen. Wenn die Türdichtungen
nicht vollständig am Türblatt anliegen, werden in der Regel diese
Anforderung nicht erfüllt. Neben diesen funktionalen Forderungen sind
natürlich auch aus ästhetischen Gesichtspunktens Anforderungen an die
zulässige Verformung von Türen zu stellen. Zur Beurteilung der
Verformung eingebauter Türen werden die in den RAL-Güte und Prüfbestimmungen
festgelegten 4 mm als maximal zulässige Verformung herangezogen.
Voraussetzung ist, dass die Türen für die am Einsatzort herrschenden
Klimabedingungen geeignet sind. Allgemeine
Feststellungen Im Zuge einer An- und Umbaumaßnahme ist eine neue Haustüranlage eingebaut worden. Die Türanlage mit den Außenmaßen von 115 cm in der Breite und 235 cm in der Höhe ist zweiteilig ausgeführt. Das feststehende Seitenteil besitzt ein Querstück zur Aufnahme eines Briefdurchwurfes bzw. einer Klingel. Der Türflügel besteht aus mehrschichtig verleimtem Plattenmaterial mit innenliegendem Stahlrahmen. An der Schloßseite befindet sich eine Mehrfachverriegelung mit elektrischem Türöffner. Die Tür ist mit 4 starken Bändern am Blendrahmen angeschlagen. Im oberen Bereich des Türblattes befindet sich ein Lichtausschnitt mit Sprossenverglasung. Im Falzbereich des Türflügels ist vierseitig eine umlaufende Dichtung eingebaut. Im Fußpunktbereich schlägt die Dichtung gegen eine Winkelschiene aus Stahl an. Die Profilstärken der Konstruktion betragen 68 mm, das Türblatt selbst besitzt eine Stärke von 70 mm. Im Sockelbereich ist außenseitig ein großformatiges Stoßblech aus Edelstahl aufgeklebt. Der
Außenbelag besteht aus Betonsteinen. Dieser Belag ist um 1 cm höher
gegenüber dem Fliesenbelag im Flurbereich ausgeführt. Es
wurde zu Protokoll gegeben, dass selbst bei geringer Windbelastung
Niederschlagsfeuchtigkeit in das Rauminnere eindringt. Die
Überprüfung des Türelementes hat ergeben, dass der Türflügel im
oberen Bereich nicht vollständig am Blendrahmen anliegt. Außerdem
befindet sich die gesamte Türanlage im Fußpunktbereich 5 mm aus der
Flucht Das Türblatt selbst ist an der Schloßseite 2.5 mm gewölbt. Mit
einem thermischen Anemometer ( Windgeschwindigkeitsmesser ) wurde im Fußpunktbereich
wie auch im Falzbereich an der Schloßseite deutlicher Rauchdurchgang
festgestellt. Beurteilung Stärker
als dies bei Fenstern und Fenstertüren der Fall ist, werden an Haustüren
formale Anforderungen gestellt, die im äußeren Erscheinungsbild Berücksichtigung
finden. Daneben bestehen besondere Anforderungen im Hinblick auf
Witterungs- und Einbruchschutz an Haustüren als beweglichen Abschluss
und Zugang von Wohngebäuden, die deren Konstruktion bestimmen. In
der Regel handelt es sich dabei um glatte Türblätter mit Aufdopplungen
oder Rahmentüren mit Füllungen. Haustüren als Abschluss von beheizten
Innenräumen gegenüber der Außenluft sind besonders im Winter
unterschiedlichen Temperatur- und Feuchtigkeitsbeanspruchungen auf
beiden Seiten des Türblattes ausgesetzt. Da sich die Feuchtigkeit in
Abhängigkeit von der Lufttemperatur und der rel. Luftfeuchtigkeit verändert,
kommt es im Winter zu einer Feuchtigkeitsverschiebung innerhalb des Türblattes
zur kälteren Seite hin. Die
Holzfasern auf dieser Seite nehmen Feuchtigkeit auf und dehnen sich (
quellen) gegenüber den Fasern auf der wärmeren Seite. Das Türblatt wölbt
sich konkav zum Innenraum. Im Sommer, bei innen und außen gleichen
Lufttemperaturen aber häufig hoher Luftfeuchtigkeit im Innenraum, kann
ein entgegengesetzter Effekt beobachtet werden. Bei
diesen Forderungen, die an eine Haustür gestellt werden, nimmt das
Sehvermögen, die Formstabilität des Türblattes bei Klimaänderung,
eine zentrale Stellung ein. Die
Formstabilität ist entsprechend für die Dichtheit, Wärme- und Schalldämmung.
In den RAL Güte- und Prüfbestimmungen für Haustüren wird für die
Verformung nach der Differenzklimaprüfung ein Grenzwert von 4.5 mm
angegeben. Daneben
müssen Türblattsteifigkeit Verschließsystem, Dichtungsart und
Anforderungsprofil mit berücksichtigt werden. Bei Verwendung von
Lippendichtungen darf man davon ausgehen, dass der Verformungswert wie
bei Innentüren auch bei Haustüren bei 3,5 mm liegen kann. Ein
geringerer Verformungswert ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten
meist unrealistisch, ein höherer Verformungswert führt aber leicht zu
Reklamationen. Die
Untersuchung hat ergeben, dass das Türblatt den Grenzwert von 4,5 mm
nicht überschritten hat. Die
Ausbildung des Schwellenbereiches ist außer von der Wahl des
Dichtungssystems noch abhängig von der Ausbildung des
Bodenanschlagsystemes. Zu empfehlen ist in jedem Fall eine
Dichtungsebene bei gleichzeitigem Schwellenanschlag. Die Anschlaghöhe
sollte sowohl innen als auch außen ausreichend sein. Gemäß
DIN 18025 Teil 1 darf die Anschlaghöhe 25 mm betragen. Es ist ratsam
diese Höhe auszuschöpfen und vor allem vom äußeren Bodenniveau bis
zur Oberkante Schwelle eine ausreichende Höhe vorzusehen, damit zum
einen der Schlagregen zusätzlich abgehalten und zum anderen kein
angestautes Wasser über die Schwelle gedrückt wird. Gerade im
Holzbereich ist die Ausbildung des Anschlages durch Flach- oder
Winkeleisen noch stark verbreitet. Sicherlich wäre es ratsam, eine
Schwelle zu verwenden wie sie bereits bei Kunststoff- oder Aluminiumtüren
seit Jahren zum Einsatz kommt. Zur
Vermeidung eines Übertretens von Niederschlagwasser ist darüber hinaus
eine funktionierende Wind- und Regensperre im Fußpunktbereich
erforderlich. Die Regensperre ist die am weitesten nach außen
vorgelagerte Wasserabreißkante. Als
Windsperre gilt die Dichtungsebene. Um zu vermeiden, dass die durch die
Wasserabreißnut entstandene Wasseransammlung in den Raum gelang, müssen
Regen- und Windsperre möglichst weit auseinander liegen, mindestens
jedoch 20 mm. Bei
der eingebauten Haustür fehlt ein solcher Wetterschenkel, mit
entsprechender Wasserabreißnut. Die Wasserabreißnut sollte mindestens
eine Breite von 7 nun und eine Tiefe von 5 mm aufweisen. Eine runde oder
schräge Ausführung der Wasserabreißnut ( Wassernase ) kann den Abriss
des Wassers auch an der Kante nicht mehr gewährleisten. Sollte diese Maßnahme
nicht ausreichen, ist vor der Schwelle ein Gitterrost mit
Wassersammelbecken anzuordnen. Weiterhin trägt ein schützendes Vordach
positiv zur Bewältigung dieses Problems bei. Bei
der Befestigung der Haustür am Baukörper müssen alle Verkehrslasten
und Erschütterungen sicher in das Bauwerk abgeleitet werden, ohne dass
Lasten aus dem Baukörper auf das Türelement übertragen werden können.
Im Anschlussbereich Tür, Decke / Sturz ist vor allem bei mehrflügeligen
Türen die Fuge zwischen Rahmen und Decke ausreichend groß zu
gestalten, damit bei einem Durchbiegen der Decke und des Sturzes durch
Kriechvorgänge keine Lasten auf die Tür übertragen werden. Haustüren
müssen waagerecht lot- und fluchtgerecht eingebaut werden. Die maximale
zulässige Toleranz für Abweichungen von der Lotrechten und der
Waagerechten beträgt bei 1 m Elementlänge 1,5 mm, jedoch höchstens
insgesamt 3 mm. An Keilen und Distanzklötzen sind nur diejenigen zu
belassen, die zur Fixierung des Blendrahmens und zur Vermeidung des
Absenkens erforderlich sind. Die Befestigungen sind im Abstand von
maximal 80 mm zueinander und maximal 150 nun von den Ecken, Pfosten und
Riegeln anzubringen. Die Befestigung im Schwellenbereich ist abhängig
von der gegebenen Bausituation und der konstruktiven
Schwellenausbildung. Es ist sowohl eine ausreichende Stabilität gegen
Auftritt als auch eine übermäßige Beanspruchung aufgrund frühzeitiger
Montage zu berücksichtigen. Sämtliche Befestigungsmittel müssen
mindestens korrosionsgeschützt sein. Grundsätzlich ist zu sagen, dass
die Tür lot- und fluchtgerecht eingebaut werden muss. Dazu ist es
erforderlich die 1. Fliesenreihe im Flurbereich aufzunehmen. Außerdem
sollte die Schwellenausbildung geändert werden. Darüber hinaus ist ein
Wasserschenkel anzubringen. Grundsätzlich kann die Aussage gemacht werden, dass die Mängel an der Haustür vorhanden sind. Die Türanlage ist nicht lot- und fluchtgerecht eingebaut, so dass die Dichtungsprofile nicht vollständig anliegen können. Weiterhin ist die Fußpunktsituation als äußerst kritisch zu bezeichnen. Durch die niedrige Anschlaghöhe und das Fehlen eines Wasserschenkels kann es zum Eindringen von Niederschlagfeuchtigkeit über die Türkonstruktion kommen. |